Institut für Musikwissenschaft

Dissertationsprojekt von Hannes Liechti

«It’s Sharing Your Narrative. That’s What It Is.» 

Sampling Strategies in Experimental Electronica. Five Case Studies Between 2015 and 2017.

Sampling-Perspektiven. Aneignung von Klängen über referentielles Sampling in Tracks der experimentellen elektronischen Popmusik. Bedeutungen, Positionen und Diskurse.

Die Produktionsmethode und Kulturtechnik des Samplings gehört heute zum musikalischen Standardwerkzeug für Produzenten und Produzentinnen elektronischer Musik auf der ganzen Welt. Musikerinnen und Produzenten sampeln Instrumente, Field Recordings, Medienmaterial und bereits veröffentlichte Musik in ihren Tracks. Dabei transformieren Sie Bedeutungen des Quellmaterials, insbesondere was dessen kulturelle und politische Kontexte betrifft. Das Dissertationsprojekt untersucht Samplingstrategien in (experimenteller) elektronischer Popmusik fernab des Mainstreams und will damit zu einer Ethnografie des Samplings beitragen, die es noch zu schreiben gilt.

Seit den Anfängen in den Hip Hop-Szenen der 1980er-Jahre ist Sampling ein kontrovers diskutiertes Thema. Sowohl im öffentlichen Diskurs als auch in der wissenschaftlichen Literatur lag (und liegt) der Fokus dabei meist auf Aspekten von Urheberrecht und den damit eng verknüpften Fragen nach Originalität, Autorschaft und Kreativität. Eine breite Studie auf der Ebene der Musikproduktion fehlt noch immer, gerade im Bereich der elektronischen Popmusik. Bereits vor mehr als zehn Jahren hat Tara Rodgers darauf hingewiesen, dass die «musikalischen und politischen Ziele» der sampelnden Produzenten und Produzentinnen kaum tiefergehend untersucht worden seien (Rodgers 2003: 313). Ein Befund, der auch für die gegenwärtige Literaturlage zu konstatieren ist.

Das Projekt versteht Sampling als einen Prozess, der (mindestens) die «Auswahl, Aufnahme, Bearbeitung, und Verarbeitung von Klangmaterial» (ebd.) beinhaltet. Für die Analyse dient der Referenzanalysekatalog (RAK) von Thomas Burkhalter (2015) mit seinen Forschungsperspektiven auf «Musikmachen als Praxis», «Musik als Medienprodukt» und «Musiker/innen als Akteur/innen» als Leitlinie, während das Projekt die folgenden Fragestellungen ins Zentrum stellt: Warum, was, wie und mit welchen Folgen sampeln Musiker und Musikerinnen heute? Welche Strategien, Positionen, Haltungen, Bedeutungen oder Diskurse liegen hinter der Verarbeitung von aufgenommenem Klangmaterial in Tracks der (experimentellen) elektronischen Popmusik? Wie schaffen Musiker und Musikerinnen mit Hilfe der Produktionsmethode des Samplings nuancierte musikalische Positionen und Kommentare auf kulturelle und politische Diskurse? (Rodgers 2003: 313)

Forschende

Betreuende